Hallo Achim,
Es gibt noch einen Trick, wie man mit einem Labor-Netzteil das anfängliche "Aufblitzen" der Röhrenheizung verhindern kann. Wenn das Netzteil eine einstellbare Strombegrenzung hat, stellt man die etwas über den Nenn-Heizstrom ein.
Die Röhre wird dann etwas langsamer als üblich aufgeheizt, dafür kann es keinen Überstrom geben.
Einer der besten Anlaufstellen für Röhren-Datenblätter ist die Seite von
Frank Philipse (Nomen est omen
)
Die besten (=ausführlichsten) Datenblätter gibt es meist von Philips/Valvo und Telefunken.
Die meisten Röhren hatten ja (genau wie heute Transistoren und ICs) mehrere Hersteller (Philips/Valvo, Telefunken, Mullard, RFT...)
Da manche Röhren über mehrere Jahrzehnte produziert werden, kann es auch von ein und demselben Hersteller mehrere Datenblätter aus unterschiedlichen Perioden geben.
Bei allen Röhren, die über Trioden hinausgehen (Tetroden, Pentoden, Hexoden...) wird die Anzahl der möglichen Kurven/Kennlinien immer größer, so daß man die eine Kurve manchmal im Datenblatt von Hersteller A findet, die andere aber in Datenblatt von Hersteller B.
Prinzipiell kann man davon ausgehen, daß ein und dieselbe Röhre von verschiedenen Herstellern auch die gleichen Kennlinien hat, damit die Austauschbarkeit gegeben ist.
Ansonsten ist es natürlich Aufgabe des Schaltungsentwicklers, seine Schaltung so zu konzipieren, daß die Toleranzen der Röhren keinen Einfluss auf die Funktion der Schaltung haben.
Eine Ausnahme bilden die Röhrenversuche bei 12V, da die Röhren hier an der Grenze (oder unterhalb) ihrer eigentlichen Betriebsparameter (insbesondere natürlich die Anodenspannung) betrieben werden.
Daher wirken sich die Toleranzen hier überproportional aus.
Ein Video dazu steht auf unserem
YouTube-Kanal. Wir haben die dort angekündigten Versuche mit unserem Röhren-Kennlinienschreiber schon gemacht und das Folge-Video wird in ca. 4-6 Wochen auf YouTube eingestellt.
Ich kann schon mal versprechen, daß es sehr interessant wird
Wir haben ja mittlerweile auch 2 preiswerte Steckernetzteile für 48V-Anodenspannung und ein (teures) Labor-Netzteil bis 60V im
Programm, mit denen man auch Versuche mit höheren Anodenspannungen machen kann. Die Abweichung der Röhrenkennlinien durch Toleranzen "verschwinden" bereits bei 48V.
Bei der EF95 selektieren wir die Röhren im Moment aus Zeitgründen nicht, da die EF95 eigentlich relativ gleichmäßig gefertigt ist.
Bei dem manchmal im RT100 gelieferten Ersatztyp 6J1 ist die Selektion nach dem (möglichst hohen) Anlaufstrom aber zwingend erforderlich.
Viele Grüße
Roger